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Kunstpanorama Luzern
BUNTE MISCHUNG DES RÄUMLICHEN DENKENS

25 Diaprojektoren werfen Bilder an die Wände. Damit demonstrieren Roland Heini, Niklaus Lenherr und Dominique Leutwyler ihr unterschiedliches räumliches Denken.

Die scheppernden Schaltgeräusche von 25 Diaprojektoren erfüllen den abgedunkelten Kunstpanorama-Raum. Sie werfen in wechselnder Kadenz Bilder an die Wände. Hier stehen sie fein säuberlich nebeneinander, dort leuchten auf einer schwach beleuchteten Grossprojektion kleinere Dias auf. Hier führen schräge Projektionen zu Verzerrungen, dort stehen die Bilder senkrecht übereinander. All das gibt dem Raum einen malerisch-spontanen Charakter.
Wir sehen leuchtende Blumen, einen Mann mit Glatze, einen Kran, Expo-Baustellen, Werbung und Inschriften in öffentlichen oder geschlossenen Räumen. Wir sehen immer wieder in gelbem Material gefertigte Modelle kompliziert verschachtelter Bauten mit sich auflösenden Begrenzungen, Pläne und Aufrisse von Bauten, Texte, die wir lesen wollen, aber, weil sie rasch wieder verschwinden, nicht lesen können. Wir sehen klar strukturierte teller- oder kastenförmige Objekte in Räumen, in einem Container, in Ausstellungshallen, aber auch im Freien, auf Plätzen oder in der Landschaft.«Freiraum-Bildraum» Die Besucherinnen und Besucher des Kunstpanoramas brauchen wohl einige Zeit, bis sie in dieser Diainstallation Strukturen und eine Stossrichtung erkennen. Die beiden vor allem als Plastiker tätigen Luzerner Künstler Niklaus Lenherr und Roland Heini und die in Zürich lebende Architektin Dominique Leutwyler gestalteten aus ihrem Bildmaterial diese Ausstellung mit dem Titel «Freiraum-Bildraum», zu der sie Andrea Capella einlud. Capella handelte im Auftrag von Visarte Zentralschweiz (so heisst die frühere Gesellschaft Schweizerischer Maler, Bildhauer und Architekten GSMBA), die jedes Jahr in eigener Verantwortung zwei Ausstellungen im Kunstpanorama veranstaltet.
Wer die Künstler nicht bereits kennt, kann anfänglich die Bilder nur schwer einem Namen zuordnen. Doch die Folge der Bilder und ihr ständiger Wechsel stacheln Neugier und Entdeckungslust und lässt nach Gemeinsamem und Verschiedenem fragen. Die einfachen und klaren Skulpturen in Ausstellungsräumen oder im Architekturzusammenhang im Freien bilden zusammen eine Art Werkübersicht Roland Heinis. Die gelben Modelle sind mit ihnen verwandt und sind doch sehr verschieden - nämlich statt rational aufgebaut spontan und scheinbar gegen die Gesetze klarer Raumstrukturen gerichtet. Sie stammen von der Architektin Dominique Leutwyler. Von Niklaus Lenherr schliesslich stammen die Fotos. Sie bilden eine Art Chronik der seit der Einladung zur Ausstellung verstrichenen Monate im Leben Lenherrs und dokumentieren seine Wahrnehmung öffentlicher Räume.Lockeres Spiel Die drei Eingeladenen geben nicht in klar getrennten Einzelpräsentationen Einblick in ihr Schaffen. Vielmehr präsentieren sie die Bilddokumente ihres je ganz verschiedenen räumlichen Denkens in spontaner Mischung und unter Verzicht auf Hierarchie und das Prestige des einzelnen Teilnehmers und seiner Autorschaft. Das macht den Gang ins Kunstpanorama zu einem lockern Spiel des Suchens nach Identität und Struktur.
Dass damit aber auch eine gewisse Unverbindlichkeit gegeben ist, die alles ermöglicht und nichts als Hauptsache nimmt - das scheinen die beiden Künstler und die Architektin wohl in Kauf zu nehmen.

Niklaus Oberholzer
Neue Luzerner Zeitung, Ausgabe vom Dienstag, 15. Oktober 2002